Irgendwie komm ich
nicht drum rum, meinen Senf (sorry St. Gallen, ich mag Senf) trotz der ganzen
Flut auch noch dazu zu geben.
Ich höre, lese und
sehe seit dem Ausbruch des Corona-Virus hunderte von Verschwörungstheorien, Statusberichte
und Updates aus dem Bundesamt für Gesundheit. Vornweg erst einmal: Ja eine
Epidemie oder Pandemie ist und bleibt beängstigend und ist tragisch, da sie
unser Leben einschränkt. Ich finde es durchaus auch verständlich und gut, dass
der Bund Massnahmen ergriffen hat, um die Ausbreitung, welche jedoch nicht
verhindert werden kann, zu verlangsamen und einzudämmen. Dass diese Massnahmen
in meinen Augen etwas willkürlich und inkonsequent scheinen, spielt ansich
keine Rolle, denn Ändern kann man es ja nun sowieso nicht mehr. Deswegen werde
ich auf diesen Punkt auch nicht weiter eingehen.
Was mich hingegen
beschäftigt, ist die Tatsache, dass man immer wieder darüber diskutiert, dass
es sich dabei doch sicher um irgendeinen dämonischen Plan irgendeiner
Regierung, der Pharmaindustrie oder von ausserirdischen Eidechsen handeln muss.
Möglich? Klar. Wahrscheinlich? Naja...
Biologisch bzw.
ökologisch gesehen, handelt es sich bei einem Virus, Parasiten, oder sonstige
übertragbare Krankheit um einen biotischen Faktor in einem Ökosystem. An dieser
Stelle eine kleine Geschichte einer Maus-Kolonie:
In einem Hügel neben
einem Bauernhof lebt eine Mäusekolonie. Die Bäuerin, Frau Brand, hat eine
riesengrosse Vorratskammer, bis oben gefüllt mit Leckereien. Leider ist Frau
Brand auf Katzenhaare allergisch und bringt es nicht übers Herz, die kleinen
Nager zu vergiften oder zu töten. Auch Raubvögel gibt es nicht viele wo Frau
Brand wohnt. Nun können sich die Mäuse ohne grossen Aufwand in der
Vorratskammer bedienen und vollfressen, bevor sie zurück in ihren Bau gehen um dann
eine fröhliche Orgie abzuhalten. Ja sie mögen Sex genau so sehr wie wir Menschen,
nur haben sie keine Verhütungsmittel. Da keine abiotischen Selektionsfaktoren (nennt
sich so, frag Google) wie Katzen oder Raubvögel da sind, um die rapide
wachsende Kolonie etwas in Schach zu halten, muss der Bau immer weiter
vergrössert werden. Leider ist es sehr felsig auf dem Land von Frau Brand und
der Bau kann bald nicht mehr weiter ausgebaut werden. Nun leben die Mäuse auf
immer engerem Raum zusammen, was zu sozialem Stress führt, wodurch das
Immunsystem der Mäuse geschwächt wird. Der Bau erzittert regelmässig und da
Frau Brand mit samt ihrer Vorratskammer ausgezogen ist, wird die Nahrung knapp.
Die Mäuse essen was sie kriegen. Eine Schnecke, welche ein schleimig köstliches
Menu abgibt, war jedoch Träger eines Virus. Aufgrund des geschwächten
Immunsystems, wird die kleine Maus A krank. Der mittlerweile viel zu enge Lebensraum
und andere Faktoren sorgen dafür, dass der Virus in einer unwahrscheinlichen
Geschwindigkeit von Maus zu Maus springt und die schwächsten unter ihnen
dahinrafft. Bald ist wieder Platz im Bau und die Natur rund um den Bau kann
sich auch wieder soweit erholen, dass die Mäuse wieder mehr Auswahl im Menuplan
haben.
Doch was wäre
passiert, wäre dieser Virus nicht da gewesen. Mehr und mehr wären es geworden, rund
um den Bau wäre die Landschaft zerfressen und karg geworden. Hunger breitet
sich aus, noch mehr Stress. Trotzdem wären immer mehr Mäuse geboren worden, bis
schliesslich der Bau zusammengebrochen und genauso viele oder sogar mehr unter
sich begraben hätte. Das Ökosystem «Mäusebau» wäre kollabiert.
Nun ich kann nicht
beurteilen, ob wir im Ökosystem «Planet Erde» zu viele Menschen sind. Dazu
fehlt mir ein Vergleichsmodell. Was ich hingegen bemerken will ist, dass die Verbreitung
einer Krankheit ein biologischer und somit völlig natürlicher Verlauf in einem
überlasteten Ökosystem ist. Da der Mensch keine natürlichen Fressfeinde hat und
auch sonst nicht viel die Menschheit an ihrem rapiden Wachstum gehindert hat
sowie der Mensch immer länger lebt, benötigt das Ökosystem «Planet Erde» einen
anderen Weg um zu vermeiden, dass es kollabiert.
Weltweit gibt es viele
übertragbare Krankheiten, welche tagtäglich Menschen dahinraffen lassen, jedoch
ist die medizinische Entwicklung und Versorgung in ökonomisch erfolgreichen
Gebieten der Erde so gut, dass dies gerade dort zu wenig wahrgenommen wird. In
ärmeren Ländern ist was wir momentan mit dem Corona-Virus erleben beinahe an
der Tagesordnung.
Wir hier können uns
fast alles kaufen was wir wollen, haben genug zu essen und haben eine
ausgezeichnete medizinische Versorgung. Dies ist einem fiktiven Betrag auf so
manchem Bankkonto unserer Staaten zu verdanken. Mit dieser Nummer können wir
uns in unseren Breitengraden vor so manchem schützen. Das dumme nun ist, dass
all dieses wunderbare Geld uns nicht vor einem Virus schützen kann. Der Virus
sucht sich seinen Wirt nicht danach aus, ob er sich eine geile Karre kaufen
kann oder Wasserquellen in halb Afrika. Der probiert überall und bereits
geschwächte Menschen können auch daran sterben.
Aufgrund unseres doch
eher komfortablen Lebens, dass längst schon bis zu hundert Jahren dauern kann,
sind wir zu arrogant geworden um zu realisieren, dass das Leben am Ende tödlich
ist und auch Dinge nebst dem Alter einem ebendieses Ende schneller bringen
kann. Wir können nichts tun und sind hilflos. Möglicherweise wird ein Wirk-
oder Impfstoff gefunden, aber bis dahin hilf alles Geld der Welt nichts.
Wir Menschen sind ein
Teil eines riesigen Systems, genau wie jedes andere Lebewesen sind wir alle
voneinander abhängig damit das System nicht kollabiert. Wir haben jedoch die
Tendenz, uns über alle anderen Lebewesen zu stellen und uns in diesem System
überall zu bedienen, ohne über mögliche Konsequenzen nachdenken zu wollen.
Diese Arroganz lässt uns auch nicht akzeptieren, dass das fröhliche Weiterhüpfen
der Viren eine logische und natürliche Konsequenz ist. Wir wollen dies jedoch
nicht akzeptieren, da wir ja sonst eine Art Schuld tragen würden. Stattdessen
suchen wir die Antworten in politischen Schachzügen, den apokalyptischen
Reitern oder gar dem Teufel selbst und philosophieren über alle möglichen
Verschwörungen, die es hier hätte geben können.
Naja, wenn man auf
Märkten in einer überfüllten, stinkenden, staubigen Stadt nebst Fisch und
Fleisch auch Fledermäuse im Essenangebot hat, liegt die wahrscheinlichste
Erklärung des Corona-Virus wohl in der Tatsache, dass die mit etlichen
Krankheitserregern befallenen Fledermäuse in Kombination mit nicht gerade
hygienischen Umständen wohl nicht so leicht verdaulich war...
Hände waschen nicht
vergessen!
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