Gestern habe ich mich mit einem Freund über das allseits
beliebte Thema unterhalten, wo es um die Frage der Rollenverteilung
beziehungsweise um die geschlechterspezifische Erwartungshaltung bei der
Partnerwahl ging. Eine Aussage hat mich dann so irritiert, dass mich die
Schreibwut gepackt hat.
Ich war grad recht in Fahrt und warf ihm etwas entnervt
entgegen, dass Männer primär sowieso nur auf das äussere schauen, ein knackiger
Körper ist ja auch das erste was Mann sieht. Ausserdem sollte die Frau nicht zu
dumm und nicht zu intelligent sein und eben halt „wienes Meitschi“ sein. Wie
gesagt ich war schon leicht angepisst, doch dann kam seine Antwort, deren
Ehrlichkeit mich doch etwas überrumpelte. Ja natürlich sollte die Frau super
aussehen und ja intelligent auch, doch nicht intelligenter als er selbst und
sollte sich benehmen wie eine Frau. Doch wie benimmt sich eine Frau eigentlich,
oder wie hat sie sich zu benehmen, damit ihr verhalten als weiblich anerkannt
wird?
Diese Frage beschäftigte mich tatsächlich bis vorhin so
fest, dass ich im Internet auf die Suche nach Antworten ging. In einem Forum
von Elitepartner, was das erste Suchergebnis auf Google war, wurde die Frage
diskutiert, was Männer als weiblich empfinden. Bei einer der ersten Aussage
musste ich lachen: „Ein Mensch ist in jedem Fall dann als weiblich anzusehen,
wenn er Kleider oder Röcke trägt und dazu Stöckelschuhe und - Ovarien hat!“.
Hahaha wirklich ein Mensch ist weiblich, wenn er – der Mensch – Ovarien besitzt
und Kleider und hohe Schuhe trägt. Also ein Mann mit Stöckelschuhen und einem
schönen Kleid ist zwar ein Mensch aber aufgrund der fehlenden Ovarien nicht weiblich.
Ob der Kommentator wohl schon mal in Thailand war, wo einige der in meinen
Augen schönsten Frauen keine Ovarien sondern ein Skrotum besitzen. Weiter fand
ich den Kommentar, dass eben alles als weiblich anzusehen ist, woran Männer
kein Interesse haben wie beispielsweise Nagellack, Handtaschen, Schmuck etc.
und eben das Interesse an solchen Dingen auch gleich die innere Weiblichkeit
ausmacht. Woow geil. Wahrscheinlich sollte ich einen Penis haben, da mich
solche Dinge nicht im geringsten Interessieren und auch meine Freundinnen
nicht, wir unterhalten uns lieber über Musik oder Politik, aber ja es wäre wohl
eine spannende Abwechslung, sich stundenlang über den Ton des Lippenstiftes
irgend einer prominenten auf einem Glamour-Magazin zu unterhalten.
Aber woher kommt eigentlich dieses Bild der optischen wie
der inneren Weiblichkeit? Von wem wird dies definiert? Natürlich gab es früher
klare Regeln was eine Frau zu tragen und wie sie sich zu verhalten hat. Steht
ja schon in der Bibel (das Wort Bibel verwende ich hier religionsunabhängig, es
ist in jedem dieser Bücher klar beschrieben) wie wir Frauen zu sein haben. Ja
wir Frauen sind dazu da, Kinder zu bekommen und den Haushalt zu schmeissen.
Dieses Bild zog sich durch Jahrhunderte. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert
bekamen dann die Frauen immer häufiger das Wahlrecht, was dem starken Geschlecht
nicht immer gelegen kam. In den fünfziger Jahren kam dann der Trend der
perfekten Hausfrau, der auch medial verbreitet wurde. Das Ziel einer Frau sollte
sein, einen guten Mann zu finden, zu heiraten und Kinder zu kriegen und den
Haushalt zu schmeissen wie es Martha Stewart einst getan hat. Sie hat dem Mann
nicht zu wiedersprechen und behält ihre Gedanken für sich. Jungen Mädchen wurde
früh eingeschärft, was sich für eine Frau schickt. Barbie half bei der
Erziehung natürlich auch stark mit. Wegen Barbie haben auch meine
Jugendfreundin und ich mit etwa sechs Jahren versucht, aus Karton Stöckelschuhe
zu basteln, denn Barbie hatte ja immer welche an. Natürlich wuchsen auch die
medialen Einflüsse. Pin-Up-Girls, Models, Werbeanzeigen; alle zeigten und
zeigen noch heute wunderschöne Frauen mit einem makellosen Gesicht und
perfekten Körpern. Heute werden die Bilder noch digital nachbearbeitet um auch
ja jeden Makel zu retuschieren, so dass wir alle, ob Männlein oder Weiblein,
ein immer unrealistischeres Bild einer Frau im Kopf haben. Wenn ich meine
Freunde beobachte, welchen Frauen sie hinterher schauen und welche sie als
heiss bezeichnen, dann sind es am häufigsten diese, die diesem medialen Schönheitsideal
am nächsten kommen.
Wenn Frauen auf’s Klo müssen, kommen Regenbögen hinten raus
und das ganze riecht nach Rosen. Diese Aussage habe ich schon öfters von
Freunden und Bekannten gehört. Dieses Bild hat sich so fest in meinem Kopf
manifestiert, dass ich in meiner ersten Beziehung häufig richtig Bauchschmerzen
hatte, weil ich Blähungen hatte – zu viel Salat am Abend halt – mich jedoch
nicht dafür hatte, die Luft entweichen zu lassen. Ich erinnere mich noch zu gut
daran, als mir beim gemeinsamen Zähneputzen mal ein Fürzli davon ging und mein
damaliger fester Freund so schockiert und angeekelt war, dass er das Badezimmer
Naserümpfend verlies und noch Stunden später darüber klagte, dass dies also
nichts sei, was eine Frau mache. Heute muss ich sagen dass ich gegen meine
physiologischen Vorgänge leider nicht viel machen kann und die Meinung vertrete
„use mit däm wo ke Mieti zahlt“. Man kann dies ja auch dezent machen aber wenn
ich halt mal wegen meinen Bierli rülpsen muss, muss man sich halt damit
abfinden. Das mach ich auch nur wenn ich mich wohl fühle, also sollte dies ein
Kompliment für die Umgebung sein.
Es gibt wieder oder immer noch viele Frauen, die sich gerne
etwas dümmlich stellen und versuchen die perfekte Frau für einen Mann zu sein,
um dann das Heimchen am Herd zu spielen. Gegenüber stehen in krassem Gegensatz
die kämpferischen Emanzen. Gleichberechtigung wird in jedem Aspekt gefordert,
und es wird gezetert und geschrien, wenn ein Mann einem die Tür aufhält. Nur um
seinen Standpunkt zu verdeutlichen. So leid es mir tut, es gibt einfach gewisse
Unterschiede zwischen Mann und Frau. Schon rein anatomisch im Fall. Dass ein
Mann in einem Büro häufig noch mehr verdient als eine Frau mit derselben
Position finde ich auch absolut scheisse, aber hey man könnte ja auch direkt seinen
Vorgesetzten darauf ansprechen, sollte dies im Betrieb der Fall sein. Andererseits
sehe ich auch, dass ein Mann für gewisse Berufe körperliche Voraussetzungen
hat, die eine Frau selten erfüllt – ja es gibt sie, ich kenne Bilder von werblichen
Bodybuilderinnen hihi – dafür kann ja auch niemand was. Heimchen gegen Emanze,
beide mit dem von den Medien vermittelten Schönheitsideal einer Frau im
Hinterkopf.
Meine männlichen Freunde entgegnen mir bei einer solchen
Diskussion häufig, dass auch Frauen ihre Vorstellungen haben und lieber einen
Macho oder ein „Arschloch“ nehmen, als jemanden, der ihnen alle Wünsche von den
Lippen abliesst, um diesen Typen dann so zu verändern, dass er zu einem netten
Typen wird und es den Frauen dann langweilig wird. Ja auch wir bekommen medial
das Bild des perfekten Mannes vermittelt. Draufgängerisch, stark und ein
Player. Doch eigentlich wollen alle den netten Typ von nebenan, der aber immer
in der Friendzone landet. Ein Paradoxum, dass ich bis heute nicht verstehe,
denn ich denke immer erst, der Typ sei nett – deswegen habe ich ja auch Interesse
– bis sich herausstellt, dass er ein Arsch ist. Ich rühme mich eigentlich einer
guten Menschenkenntnis doch in dem Bereich habe ich offenbar einen riesigen
blinden Fleck, aber was soll’s.
Doch wieso machen wir uns überhaupt darüber Gedanken, was
ein Mann von einer Frau erwartet und umgekehrt? Ich bin der festen Überzeugung,
dass wenn einer von mir erwarten würde, das mädchenhafte Weiblein zu sein, dass
er sich vorstellt, er sicher nicht derjenige ist, den ich an meiner Seite haben
möchte. Ebenso sehe ich den Sinn nicht, mir einen anzulachen, den ich dann
ändern möchte. Man fühlt sich ja zum Gegenüber hingezogen, weil er oder sie
eben so ist wie er oder sie eben ist, wieso sollte man dies dann ändern wollen.
Wir sind so wie wir sind und wenn jemand nicht damit zurechtkommt, dass ich zu ehrlich
und zu direkt bin und manchmal rülpse, dann ist das auch kein Mensch der für
mich interessant ist.
Dass Mann und Frau verschieden sind und auch ein gewisser
Unterschied sichtbar sein sollte finde ich absolut korrekt, doch alles hat
seine Grenzen! Niemand sollte sich verstellen müssen um jemandem zu gefallen.
Wer mit sich selbst im Reinen ist und sich selber treu bleibt ist auf seine
eigene Weise weiblich oder männlich und wirkt attraktiv auf andere Menschen.
Das hat meiner Meinung nach nichts mit Bildern zu tun, die wir eingetrichtert
erhalten haben. So bleiben wir uns selber treu und lassen uns nicht in irgendwelche Rollen drängen.