Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als Menschen,
die um die dreissig waren so seriös und erwachsen auf mich wirkten und ich
dachte, zum Glück geht das noch sooooo lange. Dies führte zum Phänomen, dass
jeder meiner Verwandten und Bekannten die älter waren als ich in meinem Kopf 25
war und blieb, ja auch ich. Nun bin ich vor kurzem zum fünften Mal 25 geworden,
fühle mich jedoch weder erwachsen noch seriös. Auch Altersgenossen und andere
die ich schon lange kenne und mir im Alter noch einiges voraus sind, wirken
nicht so.
Zugegeben, die Regenerationszeit nach einer durchzechten Nacht
hat sich von wenigen Stunden auf mindestens zwei Tage erweitert und die
Motivation sich so einer Nacht zu stellen ist auch nicht jedes Wochenende da
wie früher. Damals als man von Donnerstag – isch ja immerhin chlyne Friti – bis
und mit Sonntag die Partys gefeiert hat wie sie gefallen sind. Kater, was war
das? Ein paar Stunden Schlaf, ab zur Arbeit und später einfach weiterfeiern,
das war alles kein Problem. Wenn ich heute schon nach Mitternacht schlafen
gehe, habe ich am nächsten Morgen auf der Arbeit Mühe. Es ist nicht so, dass
mich das stören würde, im Gegenteil. Mein Protemonnaie freut sich, meine Leber
auch und zudem geniesst man das Fest dann umso mehr, wenn man sich einmal vom
Sofa aufgerafft hat.
Auch die Getränkekarte hat sich deutlich verändert im Vergleich
zu den frühen Jahren, als man noch Tequilla, Vodka blau, schwarz, grün sowie
kleine Shotfläschli aus der Tanke trank, Bier zum Spülen und für zwischendurch
kippte und einem bei Rotwein das Gesicht einschlief. Heute liebe ich Rotwein,
besonders mit Freuden zu Hause in der warmen Stube. Bier ist natürlich erste
Wahl in der Beiz und zwischendurch vielleicht mal ein Sambucca – wääää Anis,
hätte ich noch vor einigen Jahren geschrien aber mhmmm es tuet so schön guet! –
und nach jahrelanger Übung, ist man trotzdem schneller angeheitert als damals –
auch hier dank mein Gäldseckel. Auch neuer im Sortiment ist das Carachillo,
Veterano mit Espresso und Zucker, damit man auch nicht am Tisch einschläft um Mitternacht.
Auch die Auswahl der Lokation ist nicht mehr so einfach wie
das einmal war. Früher ging man an jede „Hundsverlochete“ und es war eigentlich
egal wo man war, Hauptsache Chilbi! Heute ist es schon etwas komplizierter.
Eine Bar wo der Altersdurchschnitt so bei 20 liegt ist irgendwie nicht wirklich
befriedigend, bei 45 aber auch nicht. Ausserdem möchte man gerne eine
Sitzmöglichkeit haben, aber auch zwischendurch tanzen können. Und bitte einfach
keine Scheissmusik, wie auch immer das zum Zeitpunkt definiert wird. Das ganze
sollte dann noch mit den Freunden abgestimmt werden und eeeendlich kann es losgehen.
Ich persönlich finde ja, dass „Ausgang“ heute viel mehr Spass macht als noch
damals, aber vielleicht ist das auch nur Einbildung weil man danach länger
leidet als früher und das Hirn dann einfach sagt, wenn man soooo fest leidet,
muss es geil gewesen sein. Natürlich hat man mittlerweile auch mehr
Verpflichtungen oder andere Prioritäten, so dass man nicht mehr auf jedem Ball
tanzt und somit ist es eben auch etwas spezielleres, wenn man nur jedes zweite
Wochenende Vollgas gibt und nicht jede Woche vier Tage am Stück – an dieser
Stelle möchte ich noch erwähnen, dass nicht bei allen immer zwingen Alkohol
involviert ist, dies bei unserer Generation jedoch eher die Norm ist.
Lustig wird’s dann, wenn uns dann die „jungen“ 20-jährigen entgeistert
anstarren, weil wir bei 90er-Jahre-Musik total durchdrehen und ich erinnere
mich noch gut daran, wie wir uns mit 18 über die „alten“ amüsiert haben. Gut
wir sehen alle noch jung und knackig auf und fallen meistens gar nicht gross
auf und ich muss sowieso immer noch überall den Ausweis zeigen – an der Stelle
mal ein grosses MERCI all denen, die ihn sehen wollen; die regelmässige
Entgleisung eurer Gesichter, sobald fertig gerechnet wurde, ist jedes Mal
unbezahlbar – weswegen solche Situationen eher selten sind, aber von Jahr zu
Jahr zunehmen.
Heute ist Freitag und ich bin gespannt, was das Wochenende
bringt, denn ja ich habe dieses Wochenende keine Verpflichtungen.
Auf gute Freunde, geile Feten, kurze Wochen und das das Älterwerden
weiterhin so Spass macht! Olé!
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